Die Geschichte des “Geweihs”
Seit 1951 wird jedes Jahr die Kompanie, die beim Vergleichsschießen das Beste Ergebnis erzielt, mit dem Kompaniepokal,
einem Geweih ausgezeichnet.
In der Jägersprache spricht man von einem kapitalen 16 – Ender mit Seltenheitswert. Woher das Geweih stammt, wissen
aber viele Schützenschwestern – und brüder aber nicht.
Franz Westermeier arbeitete einst als Tischler bei den Langenberger Bartels – Werken und war ein begeisterter Jäger. 1943
war er in Ungarn und der Tschechoslowakei stationiert, einem Gebiet, das für seine starken Hirsche bekannt ist. In beiden
Ländern gelang es ihm, jeweils einen „Kapitalen“ zu erlegen. Der Transport der Trophäen aber war aufgrund der
Kriegsverhältnisse recht unsicher.
Das Geweih aus Ungarn kam mit dem Postversand nie in der Heimat an. Daraus gelernt, gab der Jäger Westermeier das
tschechische Geweih einem Kriegskameraden mit, der das seltene Glück hatte, Heimaturlaub zu bekommen.
Franz Westermeier selbst geriet im Kaukasus in Kriegsgefangenschaft und kehrte erst 1949 aus Russland zurück.
Bekanntlich herrschten in den Nachkriegsjahren schwere Zeiten, auch die Jagdrechte waren den Deutschen entzogen
worden. Westermeier brauchte dringend Möbel, die er aber nicht zu zahlen in der Lage war. So tauschte er kurzerhand
sein prächtiges Hirschgeweih im Möbelhaus Christmann gegen die gewünschten Polster ein. Dies jedoch mit dem
Hintergedanken, seine Jagdtrophäe eventuell später einmal zurückkaufen zu können.
Doch als er im Jahre 1951 bei Josef Christmann in dieser Sasche vorsprach, hatte der Möbelhändler das Geweih bereits
dem Schützenverein als Wanderpokal gestiftet. Dies war schmerzlich für Westermeier, hing er doch sehr an dem
kapitalen 16 – Ender. Später suchte er immer wieder „seinen Hirschen“ in den Kompanielokalen auf, um ihn
wiederzusehen. Franz Westermeier lebte später in Bad Waldliesborn. 78 jährig starb er 1994.
(Bericht aus der Glocke, vom 12. Juli 1999)